City-Logistik braucht zukunftsgerecht ausgestattete Immobilien

Im Jahr 2023 transportierten die Kurier‑, Express- und Paketdienstleister (KEP) in Deutschland rund 4,2 Milliarden Sendungen, das sind 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Schnitt werden derzeit täglich 14 Millionen Sendungen an neun Millionen Empfängerinnen und Empfänger im privaten und gewerblichen Bereich zugestellt. Die Herausforderung für die KEP-Branche besteht vor allem darin, die hohen Sendungsmengen schnell, zuverlässig, flexibel und vor allem klimafreundlich zuzustellen.
Die Entwicklung der Neubauaktivitäten bei Logistikimmobilien für die KEP-Branche ist gesunken und wird erst mit der Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Lage wieder Potenzial entwickeln. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei anziehender wirtschaftlicher Entwicklung auch die Nachfrage nach innenstadtnahen Standorten voraussichtlich wachsen wird. Genau diese Standorte sind auch bedeutsam für die City-Logistik. Wohl entscheidender als die Verfügbarkeit neu gebauter Immobilien ist zurzeit die Ausstattung, namentlich die Stromversorgung der Grundstücke. Logistikimmobilien müssen in der Lage sein, die Voraussetzungen für Elektromobilität zu schaffen. Das Depotladen von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen wird mehr und mehr zur Basisausstattung von Immobilien.
KEP-Anlagen sind gegenüber herkömmlichen Standard-Logistikimmobilien verhältnismäßig klein. Dies bedeutet allerdings nicht, dass sie strategisch betrachtet weniger relevant sind, denn schließlich können sich langfristig nur KEP-Dienstleister etablieren, die ihren Kundinnen und Kunden die beste Logistik anbieten.
KEP-Dienstleister nutzen Immobilien im innerstädtischen Bereich, zwischen Ballungszentren oder weit außerhalb. Innerstädtische Logistikimmobilien machen nur einen Bruchteil am Markt aus – nicht zuletzt, weil die Kosten für Grundstücke und Immobilien in urbanen Regionen sehr viel höher sind als in ländlichen Regionen. Der kosteneffizienteste Ansatz bleibt für die Nutzer von KEP-Anlagen, die nicht gleichzeitig Fulfillment-Dienste anbieten, weiterhin die Zentrallagerstrategie in Verbindung mit leistungsfähigen Umschlagshallen, die in der Nähe von Ballungszentren angesiedelt sind.
Die KEP-Branche ist seit jeher offen für die Erprobung und den Einsatz von innovativen Konzepten, die eine klimafreundliche und effiziente Paketlogistik fördern. Aufgrund der großen Sendungsvolumina sowie von zunehmend klimafreundlichen Zustellkonzepten muss deshalb die städtische Logistik noch viel umfangreicher gedacht und stärker von den Immobilienentwicklern und den Städten berücksichtigt werden.
Wichtige Bausteine bei der emissionsfreien Gestaltung des Lieferverkehrs im urbanen Kontext sind Mikro-Depots in Kombination mit Cargo-Bikes, Paketautomaten und elektrische Antriebe. Mikro-Depots sind Zwischenlager, die die Paketdienste an geeigneten Orten in urbanen Zustellbezirken einrichten. Von dort starten überwiegend Cargo-Bikes die emissionsfreie Zustellung auf der letzten Meile. Anbieteroffene Paketautomaten, die perspektivisch ein Netz an empfängernahen Standorten bilden, brauchen extrem wenig Platz, sind allerdings auf private Flächen angewiesen.
Die City-Logistik wird künftig vor allem auf zukunftsgerecht ausgestattete Immobilien angewiesen sein. Die KEP-Branche ist ein prädestiniertes Einsatzfeld für Elektrofahrzeuge im städtischen Verkehr. Aktuelle Herausforderungen liegen hier noch in den hohen Investitionen in die Ladeinfrastruktur, insbesondere an Depots und Verteilerzentren. Gerade bei der Parallelladung mehrerer Fahrzeuge in Depots ist eine entsprechende Anschlussleistung und Netzkapazität zu gewährleisten. Perspektivisch wird die Bedienung der letzten Meile überwiegend elektrisch erfolgen. Zum Wohle der Verbraucherinnen und Verbraucher, des Klimaschutzes und vor allem künftiger Generationen müssen entsprechende Maßnahmen rasch umgesetzt werden.
Autor: Marten Bosselmann, Vorsitzender des Bundesverbandes Paket- und Expresslogistik (BPEX)