Zukunfts-Impulse auf der Expo Real
U30-Vorträge beim Logix Dinner
V.l.n.r: Felix Reichel (Drees & Sommer), Janine Zimmermann (Vorständin bei Logix), Malte-Maria Münchow (Logix-Sprecher), Antonia Hartmann (Deutsche Post und DHL) und Friederike Motzkus (Madaster).
Friederike Motzkus (Madaster):
Ein Kataster für die Kreislaufwirtschaft
Wertvolle Bau-Ressourcen enden leider immer noch zu häufig auf Bauschuttdeponien, beginnt Friederike Motzkus (Madaster) ihren Vortrag. Dort bleiben sie unerkannt und ungenutzt. Schade eigentlich, gerade bei dem Gedanken an – bzw. der Hoffnung auf – eine real funktionierende Kreislaufwirtschaft. Auch die EU-Taxonomie sieht bereits recht konkrete Vorgaben für Neubauten vor. So sollen mindestens 50 Prozent eines Gebäudes aus wiederverwerteten Materialien bestehen. Der Lösungsansatz: Materialien und Bauteilen eine Identität geben.
Denn grundsätzlich sei nicht länger von linearen Wertschöpfungsketten auszugehen. Man müsse stattdessen damit beginnen, in Kreisläufen zu denken und diese auch in Daten erfassen. Zentral für das präsentierte Konzept von Wiederverwertung ist die Idee des Materialkatasters. Dieser dokumentiert die gesamte gebaute Umwelt, also alle Materialien und Bauteile, und gibt ihnen eine Identität. Nachgehalten werden dabei alle Bauteile und Materialien eines Gebäudes, seine CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus sowie Informationen zur Zirkularität und Demontierbarkeit. All dies trägt zur Wiederverwertbarkeit der verwendeten Materialien bei und kann schließlich für das ESG-Reporting genutzt werden.
Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft sei, so das Fazit der Referentin, nicht ohne Digitalisierung und Transparenz möglich. Und zugleich bedarf es der Bereitschaft, lang existierende Konzepte zu hinterfragen und diese neu zu denken. Motivation und Hintergrund bilde natürlich der akute ökologische Handlungsdruck. Praktische Beispiele für die Umsetzung eines solchen Konzepts gebe es allerdings bereits, auch in der Logistik. Eine aktive Vorreiterrolle biete den Akteuren zugleich Chancen der Mitgestaltung.
Friederike Motzkus ist seit diesem Jahr bei Madaster. Die Online-Plattform des Startups Madaster registriert Gebäude, einschließlich der Materialien und Produkte, die sich in ihnen befinden. Die Madaster-Plattform bietet Immobilieneigentümern und anderen Stakeholdern die Möglichkeit, Daten ihrer Immobilien zu speichern, zu verwalten, anzureichern und auszutauschen. Dies erleichtert die Wiederverwendung, fördert intelligentes Design und eliminiert Abfall.
Felix Reichel (Drees & Sommer) und Antonia Hartmann (DPDHL Group):
Form follows human: Den Menschen nicht außer Acht lassen!
Logistik ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, die Versorgung und Produktivität zu erhöhen. Ressourcen sollen dabei möglichst geschont bzw. effizient eingesetzt werden. Richtet man diesen Gedanken auf den Menschen, zielt es auf die Humanressourcen ab. Denn diese werden auch in Zukunft gebraucht. Trotz technologischem Fortschritt ist absehbar, dass der Mensch für die Logistik von zentraler Bedeutung bleiben wird.
Mit diesen Überlegungen starteten Felix Reichel (Drees & Sommer) und Antonia Hartmann (DPDHL Group) in ihrem Vortrag zum Thema „Form follows human“. Ziel sei, eine fortschrittliche Arbeitsweise kommender Enkel:innen-Generationen schon jetzt auf den Weg zu bringen, um mit kleinen und großen Well-Being-Maßnahmen das Wohlgefühl der Mitarbeitenden nicht nur auf dem Papier, sondern real zu verbessern. Los geht es bei den kleinen Dingen: Für den Wohlfühlfaktor hilft es etwa, Wasserspender statt bei den Toiletten in einem Bereich mit Aufenthaltscharakter aufzustellen – Kaffeemaschinen stehen bekanntermaßen auch vorzugsweise in einer schönen Küche. Die Gespräche am Wasserspender sind genauso wichtig wie die Coffeetalks im Büro. Es entsteht ein Treffpunkt, an dem wertvolle Gespräche geführt werden können. Aus Makrosicht helfen anspruchsvolle und nachhaltige Designentscheidungen, sowohl im Gebäude als auch von außen: etwa begrünte Fassaden oder ein einladendes Foyer steigern den Wiedererkennungswert der Immobilie und begünstigen ein gesteigertes Wertgefühl sowie ein verbessertes Maß an Engagement und Identifikation der Mitarbeitenden mit ihrem Unternehmen bzw. der Arbeitsstätte.
Folglich kann nicht nur ein funktionell optimiertes Gebäude die Produktivität steigern, sondern eben auch eines, dass auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden hin optimiert ist. Der Fokus innovativer Logistikimmobilien liegt daher idealerweise nicht nur auf der „function“, sondern auch auf den „humans“.
Heute zweifellos in der Logistik angekommen, studierten die beiden Referent:innen Wirtschaftsingenieurwesen gemeinsam an der TU Dresden. Aktuell ist Felix Reichel Projektmanager in der Logistik bei Drees & Sommer und betrachtet Logistikimmobilien als Projektsteuerer aus der Bauherren-Sicht. Antonia Hartmann ist als Disponentin der Betriebstechnik in einem frisch errichteten DHL-Paketzentrum tätig.
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