Die DGNB-Zertifizierung für Logistikimmobilien im Rahmen der neuen EU-Taxonomie: Eine Minderung von Stranded-Asset-Risiken
Vor dem Hintergrund der nachhaltigen Entwicklung und des wachsenden Bewusstseins für Umweltbelange hat die Europäische Union (EU) wichtige Schritte zur Förderung nachhaltiger Finanzierungen und Investitionen unternommen. Die EU-Taxonomie-Verordnung, hat Diskussionen über die Relevanz von Zertifizierungen, wie sie von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) angeboten werden, für Neubauten von Logistikimmobilien ausgelöst. In diesem Beitrag wird untersucht, ob die DGNB-Zertifizierung im Kontext der EU-Taxonomie weiterhin sinnvoll ist, insbesondere im Hinblick auf die Befürchtungen großer Immobilieneigentümer hinsichtlich gestrandeter Vermögenswerte, der sogenannten Stranded Assets.
Die EU-Taxonomie-Verordnung und nachhaltige Finanzen
Die EU-Taxonomie-Verordnung, die ab 2022 anzuwenden ist, zielt darauf ab, einen gemeinsamen Rahmen zur Klassifizierung wirtschaftlicher Aktivitäten auf der Grundlage ihrer ökologischen Nachhaltigkeit zu schaffen. Die Verordnung enthält Kriterien, anhand derer festgestellt werden kann, ob eine Tätigkeit einen wesentlichen Beitrag zu Umweltzielen leistet, einschließlich Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel, Kreislaufwirtschaft, Vermeidung von Umweltverschmutzung und mehr. Dieser Rahmen soll Investoren, Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen, die mit der Nachhaltigkeitsstrategie der EU übereinstimmt.
Die Rolle der DGNB-Zertifizierung
Die DGNB-Zertifizierung ist seit langem als seriöser Standard für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden und Immobilienprojekten anerkannt. Sie bewertet verschiedene Aspekte der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Leistung eines Gebäudes, von der Energieeffizienz und dem Materialverbrauch bis hin zum Innenraumkomfort und den ökologischen Auswirkungen. Da Logistikimmobilien eine entscheidende Rolle in den Lieferketten und dem Transport spielen, sind ihre Auswirkungen auf die Umwelt erheblich. Die DGNB-Zertifizierung bietet eine umfassende Möglichkeit, die Nachhaltigkeit von Logistikimmobilien zu bewerten und zu verbessern.
Der Umgang mit dem Problem der Stranded Assets
Große Immobilieneigentümer, insbesondere solche mit umfangreichen Portfolios, haben ihre Besorgnis über Stranded Assets geäußert – Immobilien, die aufgrund von sich ändernden Vorschriften, Marktpräferenzen oder einem veränderten Umweltbewusstsein an Wert verlieren könnten. Die EU-Taxonomie hat das Potenzial, die Entscheidungen von Investoren und die Bewertung von Immobilien zu beeinflussen, indem sie Vermögenswerte hervorhebt, die mit nachhaltigen Aktivitäten in Einklang stehen. Neu errichtete Logistikimmobilien, die diese Kriterien nicht erfüllen, könnten mit einer geringeren Nachfrage und niedrigeren Bewertungen konfrontiert werden und so zu Stranded Assets werden.
Die DGNB-Zertifizierung als Strategie zur Risikominderung
In diesem Zusammenhang bietet sich die DGNB-Zertifizierung als strategisches Instrument zur Risikominderung für Immobilieneigentümer an. Durch die DGNB-Zertifizierung ihrer Logistikimmobilien können die Eigentümer ihr Engagement für Nachhaltigkeit demonstrieren und ihre Anlagen an den Zielen der EU-Taxonomie ausrichten. Dieser proaktive Ansatz kann helfen, umweltbewusste Mieter, Investoren und Partner zu halten und anzuziehen. Die DGNB-Zertifizierung kann auch die langfristige Marktfähigkeit von Immobilien verbessern und das Risiko von Stranded Assets minimieren, indem sie diese als nachhaltig und an den regulatorischen Anforderungen und Markttrends ausgerichtet positionieren.
Komplementarität von DGNB und EU-Taxonomie
Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die DGNB-Zertifizierung und die EU-Taxonomie sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern sich vielmehr ergänzen. Während die EU-Taxonomie einen standardisierten Rahmen für die Bewertung der ökologischen Nachhaltigkeit bietet, bietet die DGNB-Zertifizierung eine ganzheitlichere Bewertung, die nicht nur Umweltaspekte, sondern auch wirtschaftliche und soziale Dimensionen berücksichtigt. Daher kann die DGNB-Zertifizierung eine umfassendere Darstellung der Gesamtnachhaltigkeit von Logistikimmobilien liefern, was besonders für große Immobilieneigentümer wertvoll sein kann, die sich in einem wettbewerbsintensiven Markt abheben wollen.
Schlussfolgerung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die DGNB-Zertifizierung auch im Zeitalter der EU-Taxonomie lohnt, insbesondere für neu zu errichtende Logistikimmobilien. Die EU-Taxonomie-Verordnung unterstreicht die Dringlichkeit, wirtschaftliche Aktivitäten mit ökologischen Zielen in Einklang zu bringen, und erhöht damit die Bedeutung von Nachhaltigkeitszertifizierungen. Die DGNB-Zertifizierung bietet einen gut etablierten Mechanismus zur Bewertung und Verbesserung der Nachhaltigkeit von Logistikimmobilien und trägt damit den Bedenken großer Immobilieneigentümer hinsichtlich gestrandeter Vermögenswerte Rechnung. Durch die DGNB-Zertifizierung können die Eigentümer proaktiv die Risiken einer Abwertung und eines Nachfragerückgangs mindern und gleichzeitig zu einer nachhaltigeren baulichen Umwelt beitragen. Angesichts der sich entwickelnden Vorschriften und des wachsenden Interesses von Investoren an nachhaltigen Finanzierungen ist die DGNB-Zertifizierung eine umsichtige Investition in die künftige Widerstandsfähigkeit und Marktfähigkeit von Logistikimmobilienportfolios.
Autor: Nils Dörpinghaus, dörpinghaus divisek und partner